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Tape Check!

Ab sofort gibt es in regelmäßigen Abständen einen Tape Check. Hier werden euch hin und wieder eine Handvoll Kassetten vorgestellt.

Das erste Tape kommt von HHY & The Macumbas. Die aus Porto, Portugal stammende Formation entdeckte ich erst kürzlich und wurde sofort in den Bann des irren Sounds der Band gezogen. Die auf Nyege Nyege Tapes erschienene Kassette bietet eine Auswahl an Liveinterpretationen von bekannten Songs der Gruppe, u.a. auch zwei wilde Dub Mixes von Adrian Sherwood. Die Band schafft es einen eingängigen Sound aus Dub und Polyrhythmik, Live Instrumentation und elektronischer Klangspielerei zu erzeugen und hebt dabei ziemlich oft ab. Bei diesem Sound lass ich mich aber gerne mitreißen. Die Kassette wird wohl etwas länger hier auf repeat laufen. Camouflage Vector: Edits From Live Actions 2017 – 2019 kam zwar erst vor kurzem heraus, ist aber trotz einer zweiten Auflage, restlos ausverkauft. Für schlappe 5 Euro jedoch kann man sich das Tape digital direkt auf Nyege Nyege Tape’s Bandcamp herunterladen. 

Die bisher auf Plaque erschienenen Tapes haben mir sehr gut gefallen. Die aktuelle Kassette kommt vom Produzenten Broshuda, der hier auch gleich sein neues Alter Ego YATA DSP vorstellt. Die Seiten sind in die jeweiligen Projekte aufgeteilt. Die Split betitelte Kassette beginnt mit elektronischen Klangexperimenten von YATA DSP, die mal etwas noisiger, mal etwas ambienter klingen, mich aber auf jeden Fall abgeholt haben. Gerade Tracks wie Lies & Fiction laden zum geschmeidigen Abdriften ein. Und auch der Produzent scheint hier und da mal abzudriften. Die experimentellen Kompositionen wirken verspielt und manchmal etwas zu verkopft, so dass ich die Kassette auch gerne umdrehe. Denn die B-Seite übernimmt Broshuda, der schon mit einigen Releases punkten konnte, z.B. einer Kassette auf No Corner. Die Tunes wirken rhythmischer, man kann sich schneller auf die Produktionen einlassen und dranbleiben, was sich lohnt. Quest angenommen.

Das nächste Release kommt aus dem Hause Limbo Tapes. Mit 01 veröffentlichte Dive Reflex Service im letzten Jahr sein Debut Album. Der Nachfolger 02 erschien vor kurzem auf Kassette. Auch hier sind die Produktionen wieder sehr hochwertig und glänzen fast durch einen milchigen Schimmer, welcher die Tracks immer wieder umhüllt. Dabei wird weniger mit Drums gespielt, sondern mehr mit dem was einen Track sonst noch ausmacht. Und da geht einiges.

Observing and exploring everything but the drop. Helping to answer the question: How do crucial scene-setting features of sound system music behave when the drums have left the main room?. – Limbo Tapes

Alles wirkt sehr lebendig und harmonisch. So wird eine einladende Klangwelt erzeugt, zu der man immer wieder gerne zurückkehrt. Trotz der Komplexität der Tracks, verlieren die Produktionen nie ihre Leichtigkeit, was gerade bei experimenteller Musik schwierig erscheint. Mit 02 hat Dive Reflex Service wieder ein einnehmendes Werk geschaffen, was man nur genießen kann. 

Etwas lauter wird es auf der letzten Kassette, die ich euch heute vorstellen möchte. Dass das ambitionierte Label Avon Terror Corps nicht für Kuschelrock steht, verrät schon der Name. Nach einer guten Anzahl an Releases muss auch ich zugeben, dass ich nicht alles feiern kann was hier releast wird. Das aktuelle Tape von Jackson Veil Panther musste ich mir aber dann doch besorgen. Auch hier bleibt es eher experimentell. Gerüchten zufolge ist Jackson auch seit Jahren Teil einer englischen Band (welcher, wissen wir nicht). Jedenfalls zeigt der Mann schonmal ‘ne ordentliche Portion Punk Attitüde. Dreckige Drums treffen auf heftige Noisegewitter, dazwischen werden immer mal irgendwelche Phrasen geschmettert. Der Sound wirkt die meiste Zeit aggressiv, folgt aber einer gewissen musikalischen Harmonie und Struktur, die das Ganze zusammenhält und so auch zu einem interessanten Klangerlebnis machen. Die selbstbetitelte EP könnte auch gut der Soundtrack zur nächsten Revolte gegen staatliche Repressalien sein. Macht Spaß!

-Dubby T.

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