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Tape Check #3

Willkommen zu einem weiteren Tape Check!

Los geht’s mit dem Leipziger HUMAN Label, welches von Tinkah (aka RUZ) betrieben wird. Neben tollen Eigenproduktionen findet man hier auch zunehmend gute Musik anderer Künstler (zuletzt eindrucksvoll auf der Togetherness Compilation bewiesen). Die beiden aktuellen Releases, HUMAN005 und HUMAN006, wurden gleich gemeinsam auf eine Kassette gepackt. So befindet sich auf der A-Seite eine EP von Laomo Sik, welcher bekannt ist als Mathias Engstrom (aka Dub Across Borders und Odd Harmonics). Mit seinem neuen Projekt werden wir in eine imaginäre Welt entführt, die mit allerlei Soundexperimenten aufwartet. Die fünf Stücke bewegen sich zwischen angenehmen Ambient, der oft ins meditative abdriftet, entspannten Klangcollagen, schönen Melodien und tiefen Bässen. Dabei wird eine fast außerirdische Atmosphäre erschaffen, die versucht eine Landschaft des Continent’s zu skizzieren. Mir gefällt der Trip sehr gut und ich komme gerne wieder. Absolute Highlights für mich sind das deepe The Queens und das sich langsam aufbauende In Between Clouds.

Auch die B Seite bringt uns in eine fiktive Welt, diesmal finden wir uns auf einer Insel wieder. Der Leipziger Produzent Silicone schafft es eine ähnlich intensive Soundcollage zu erstellen wie auf der A Seite. Field recordings vermischen sich mit elektronischen Synthklängen, experimentellen Percussions und Samples. Aufregend und treibend wirkt die Reise auf die Insel. Fernab vom Mainstream werden hier Songstrukturen gebrochen und neue Dimensionen in Sound und Space betreten. Somit lohnt sich das Reinhören in jedem Fall.

Dazu gibt es separate Artworks von Maria Schwind, die einen Eindruck der jeweiligen Landschaft zeigen und das Ding abrunden. Neben einem digitalen Release, kommen beide EPs als limitiertes Split Tape. Eine Empfehlung für alle Soundforscher 😉

Order Laomo Sik – The Continent / Silicone – Ilha Malebranche Split Cassette at Bandcamp

Die nächste Kassette ist ein absolutes Highlight. Auf Tape Echo erschien Anfang des Jahres dieser Schatz, welcher eine Zusammenstellung von Radiomitschnitten von 1994 präsentiert. Besonders daran ist, dass die Radiomitschnitte allesamt von Bristoler Pirate Radio Stations wie Power FM oder Ragga FM sind UND diese von keinem geringeren als Dubkasms Stryda aufgenommen wurden. Ausgewählt und zusammengestellt von Stryda sind nun 90 Minuten dieses supercoolen Materials auf Kassette gespielt wurden. Cream Of Bristol Roots Pirate war so erfolgreich, dass nun schon ein Repress erschienen ist. Musikalisch findet man hier, wie zu erwarten, derbe Roots und Dub Klassiker von Leuten wie  z.B. Lee Perry und den Twinkle Brothers. Das meiste davon kennt man, aber deswegen holt man sich nicht diese Kassette. Diese Kassette holt man sich um diesen 90s UK Pirate Radio Vibe aufzuschnappen und das funktioniert hier richtig gut. Die Schnipsel beinhalten nämlich nicht nur die Tracks, sondern auch die Ansagen der jeweiligen Hosts. So kann man hier unterhaltsame Shouts von Legenden wie Skelly Roots, Ras B, Jah Lion und vielen mehr hören. Ingesamt gibt es 24 Mitschnitte auf dieser streng  limitierten Kassette. Wie krass wäre es denn gewesen, hätten wir früher solche Sender zu hören bekommen ?! Auf rwdfwd gibt es letzte Kopien, also beeilt euch lieber. Das dürft ihr euch nicht entgehen lassen!

Order Cream Of Bristol Roots Pirate! Cassette at rwdfwd

Wir bleiben in Bristol. Dort hat nämlich Limbo Tapes Labelhead Titus 12 sein erstes Album veröffentlicht. Natürlich auf Kassette. Auf Blood Circus zeigt der vielseitige Produzent über 12 Tunes was er so drauf hat und liefert sein bisher bestes Release ab. Seinen Stil aus Lofi Beats, klassischem Sampleism, Dubwise und Soundsystem Attitüde gefiel mir schon immer sehr gut. Auf der aktuellen Kassette schafft der Mann den Spagat zwischen den Stilen in Perfektion und lädt auf einen Besuch in seinen Sound Zirkus ein. Zu Bestaunen gibt es so einiges. Zurücklehnende Nackenentspanner wie Koyla Rhythm gesellen sich zu treibenden Riddims wie Gamma oder das fernöstlich inspirierte Grow Chart. Und das sind nur einige der Highlights. Tatsächlich ist es schwer hier einen Favoriten zu picken. Das Album macht Spaß von Anfang bis Ende und ist so vielseitig, dass es gerade dazu einlädt mehrmals gehört zu werden. Und das sollte, meiner Meinung nach, auch auf Vinyl passieren (wie war das nochmal mit LIMBWAX?!). Die intensiven Tracks kann ich mir sehr gut auch auf Platte vorstellen, sind sie durch ihre tiefen Bässe auch Soundsystem tauglich. Auch optisch überzeugt Limbo Tapes wieder, sei es das Artwork als auch die Kassette selbst. Ein in sich stimmiges Gesamtkunstwerk, welches ich in dieser schnelllebigen, aus fühlbar nur noch Singles geprägten Musiklandschaft, äußerst zu schätzen weiß. Essential!

Order Titus 12 – Blood Cirus Cassette at rwd fwd

Die nächste Kassette kam bereits Ende letzten Jahres heraus, wurde aber von mir erst kürzlich gecheckt. Das aktuelle Release auf PLAQUE kann ich euch auch nur wärmstens empfehlen. Ähnlich wie bei dem Titus 12 Tape versucht auch der New Yorker Künstler J. Tripp eine Mischung aus Beats, Samples und Dubwise zu kreieren. Dabei entsteht ein ganz eigener Sound, der super in den bisherigen Klangkosmos von Plaque passt. Abgedrehte Beatgerüste brechen Konzepte und führen uns in tiefe Pfade abstrakter Soundstrukturen. Off-Peak Constant klingt wie ein Beat Tape aus der Zukunft. Wobei auch mit Genres wie Grime, Dancehall oder Jungle geliebäugelt wird. J Tripps dystopische Klangtherapie umfasst 9 Tracks und wird am besten in vollster Aufmerksamkeit und reizarmer Umgebung durchgeführt. Im gewohnt minimalistischen Mittelalter Stil kommt auch diese Kassette in limitierter Ausführung und sollte bei Interesse umgehend direkt vom Label bezogen werden.

Order J. Tripp – Off-Peak Constant Cassette at Bandcamp

Text: Dubby T.

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