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Tape Check #6

Es gibt wieder frische Mucke auf Kassette.

Bokeh Versions haben inzwischen ihre ganz eigene Soundwelt erschaffen und brechen dabei mit jeder Veröffentlichung neue Genregrenzen. Beim letzten Kassettenrelease des experimentellen Bristoler Labels geht es zurück zu den Wurzeln, nämlich weirde Dub Sounds. Auf Futuro Antigo Perpetuo nimmt uns das Kollektiv Felinto aus Sao Paulo mit auf einen abgedrehten Dub Trip. Kreischende Synths treffen auf digitale Reggae Vibes. Dazu gesellen sich auch mal Instrumente wie Melodika oder TrompeteDabei geraten alle Sounds in einen wilden Dub Strudel. Ständig fliegen einen Echos um die Ohren und lassen dadurch die Tracks noch lebendiger werden. Positiv fallen auch die Drums auf, die oft an Tribal erinnern und die psychedelisch aufgeladene Stimmung unterstreichen. Der Track Norma fasst den ganzen Wahnsinn gut zusammen. Die treibenden Rhythmen werden durch tiefe Basslines unterstützt und machen diese Kassette zu einem eingängigen Bass Erlebnis. Traditionelle Dub Techniken werden mit elektronischen Klängen, Reggae Vibes und südamerikanischer Sound Attitüde vermischt und liefern eine aufregende EP ab, welche Lust auf Mehr macht. Der Verkauf des Releases unterstützt außerdem eine gute Sache. Mehr darüber erfahrt ihr HIER. Wer nicht genug vom verrückten Sound der brasilianischen Dub Tüftler bekommen kann, sollte auch mal deren Bandcamp Seite checken

Weiter geht’s mit einer Kassette von Andy Mac. Der britische Produzent ist bei mir vor allem durch seine Diving Bird Serie und der gemeinsamen EP mit Ossia auf No Corner im Gedächtnis geblieben. Seine Stücke verbinden gekonnt Dub mit experimentellen Elektronik Sounds, gehen aber stilistisch gerne auch mal andere Wege wie auf dem Projekt Belan, wo u.a. Folk mit Ambient gemischt wird. Kürzlich wurde ein Mixtape auf dem Kassettenlabel Fleetway Tapes veröffentlicht. Auf dem einstündigen Mix entführt uns Andy Mac auf eine Reise durch Zeit und Sound. Dabei werden teils obskure Stücke an Land gebracht. Von südamerikanischen und karibischen Hymnen über Post Punk und Elecronica, kann man sich auf First & Last, Sennen für fast alles bereit halten oder einfach zurücklehnen und sich in der irren Selection verlieren. Eine Tracklist würde hier echt für Klarheit sorgen. So bleibt dem Mix ein gewisser Zauber inne und ist ein guter Griff, wenn man bei der Musikwahl mal wieder unentschlossen ist. Denn auf dieser Kassette findet man definitiv seinen nächsten neuen Lieblingssong (unabhängig vom Genre). Wer interessiert ist, sollte sich beeilen. Die Kassetten von Fleetway Tapes werden immer in limitierter Auflage veröffentlicht und sind bekanntlich schnell vergriffen. 

Order Andy Mac – First & Last, Sennen Cassette

Das nächste Tape kommt von Awesome Tapes From Africa, ein sehr interessantes Label welches ich regelmäßig nach neuer Mucke abchecke. Zuletzt fand ich dort ein tolles Reissue des ethiopischen Künstlers Hailu Mergia. Das Album Tezeta kam ursprünglich im Jahre 1975 als Kassette auf dem eigenen Label heraus und darf nun erstmals auch auf Vinyl genossen werden. Tezeta wurde mit der damals ziemlich bekannten Band The Walias, die als Residenten in Addis Abebas Hilton Hotel spielten und auch schon mit Legenden wie Mulatu Astatke zusammenarbeiteten, aufgenommen. Hier darf man allerfeinsten Ethio Jazz erwarten, ohne enttäuscht zu werden. Insgesamt neun Stücke wurden vom sympathischen Label entstaubt und im Original Artwork präsentiert. Hailus tolles Orgelspiel wird meisterhaft von der Band begleitet, die zeitweise ziemlich groovt und einen guten Zugang in die äthiopische Jazzwelt schafft. Diesem Sound haftete für mich schon immer etwas Magisches an und ähnlich wie auf einem der zahlreichen Mulatu Astatke Klassikern, findet man sich hier in einer besonderen Klangwelt wieder.  Definitiver Tipp!

 

Und noch ein weiteres Tape möchte ich euch heute vorstellen. Auf dem neuen Label Here Is No There There erschien vor kurzem das erste Release. Der Berliner Produzent und Klangforscher Gregor Dys zeigt sich für das Album errors / regrets verantwortlich und liefert einen stabilen Einstieg für das Kassettenlabel. Die A Seite besticht durch ein wundervoll gespieltes Piano, welches im Ambient Kontext tiefe Klangwelten erschließt. Soundfragmente und Samples ergeben im Zusammenspiel eine Collage, die atmosphärischer nicht sein kann – großes Kino. Die B-Seite erzählt die Geschichte weiter und wird deutlich elektronischer. Die feinen Pianoschnipsel werden durch experimentelle Modular Synthese abgelöst und kreieren somit eine deutlich dystopischere Soundstruktur. Dramaturgisch ergibt das vor allem im gesamten Klangerlebnis großen Sinn. errors / regrets sollte man unbedingt im Ganzen genießen. Wie bei jedem Ambient Album kann man sich nicht ein spezielles (Lieblings-) Stück herauspicken, sondern sollte eher versuchen den roten Faden zu erkennen und dran zu bleiben. In einer Zeit wo alles immer schnelllebiger wird, tut so ein entschleunigtes Werk gut. Ein tolles Stück Ambient, dass ich jedem Freund der stillen Klangerforschung empfehle. Die Kassette ist auf 50 Stück streng limitiert und kann auf Here Is No There Theres Bandcamp geordert werden. Interessierte können sich errors / regrets von Gregor Dys als digitalen Download sogar umsonst herunterladen. 

Text: Dubby T.

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