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Tape Check #7

Willkommen im wohl letzten Tape Check des Jahres.

Los geht es mit einer neuen Kassette von ICS Library Records, welches vom kanadischen Produzentenkollektiv Seekerinternational betrieben wird. Der geheimnisvolle Dr Nacho sorgt auf dem aktuellen Kassettenrelease für kopfnickende Vibes. Wie man es von den Seekers gewohnt ist, kommt hier wieder ein schönes Buffet an Samples zusammen, das abgedrehter kaum sein kann. Die Samplegrundlage bilden nämlich hier Schnipsel aus allen möglichen alten VHS Kassetten, skurrilen Werbeanzeigen, Raps und allmöglichen weirden Kram, der den Jungs unter die Finger gekommen ist. So ist Dr Nacho Volume 2 &eine sehr unterhaltsame Sache geworden, die auch technisch auf einem sehr hohem Niveau spielt. Die einzelnen Beats grooven mächtig daher und sind trotz ihrer Verspieltheit ziemlich klar strukturiert (zumindest für Seekerverhältnisse) und fügen sich zu einem großen Ganzen zusammen. Da kommt das Format eines Mixtapes natürlich passend und funktioniert hier zu 100 %. Im Grunde klingt Dr Nacho wie ein Beat Tape aus den späten 80ern / frühen 90ern. Wer nun dieser ominöse Doktor eigentlich ist und was mit Volume 1 passiert ist, wird in dieser Ausgabe leider nicht beantwortet. 

Die Kassette kommt wieder mit einem schicken Collagen Artwork von Mysteryforms und war auf dem ICS Library Bandcamp innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Für alle die nicht ganz so schnell waren, gibt es momentan noch die Möglichkeit sich bei rwdfwd eine zu besorgen. Nicht schlafen!

 

Die nächste Kassette kommt von Abu Ama, dessen Musik ich die letzten Jahre sehr geschätzt habe. Mit Veröffentlichungen auf Bokeh Versions oder Hexx konnte der Produzent auf sich aufmerksam machen. Seine Mischung aus Drone, Ambient, Dub und Tribal lässt einen schnell in seinen Bann ziehen. Das aktuelle Release auf Accidental Meetings setzt genau da an und wird sogar noch atmosphärischer, wie der erste Track Ghostograph eindrucksvoll zeigt und im Folgenden mit Gods Will Abu Amas gesamte Klangwelt offenbart. Auf insgesamt 9 Tracks lassen wir uns vom einnehmenden Vibe leiten. Die treibenden Rhythmen bieten die Basis für Abu Amas komplexen Arrangements, denen durch verschiedene orientalische Samples, Feldaufnahmen und Noiseschnipseln Leben eingehaucht wird (gut zu hören auf Kleopatra). Dabei kommen immer wieder Dub Techniken und Effekte zum Einsatz, welche den Produktionen mehr Tiefe verleihen. Dicke Basslines zeigen den Bezug zur Soundsystemszene und geben den Tracks noch mehr Substanz. Dazwischen schieben sich auch mal Songs wie Plastic Cobra oder Peach Yard, die eher nach traditionellen Folk Songs klingen. Eine runde Sache die uns der in Berlin lebende Abu Ama hier präsentiert. Wer auf die Mucke von El Mahdy Jr und Muslimgauze steht, ist hier genau richtig. Die Kassette gibt es direkt auf Accidental Meetings Bandcamp zu bestellen und ist sehr zu empfehlen. 

 

Weiter geht es mit einem Mixtape. Die neue Kassette auf dem Bristoler Tape Echo Label kommt nämlich mit einem richtig fetten Mix. Sorge dafür trägt der Londoner DJ und Promoter Ill Evans (bekannt von Kindred). Auf 60 Minuten gibt uns der Mann eine feine Mischung aus Grime, Bass, Breaks und allem dazwischen. Perfekt gemischt, ist der Großteil der Tunes auf ein komplexes Drumdesign fixiert, wodurch man als Hörer schnell in einen meditativen Vibe kommt. Eine Tracklist gibt es dabei leider nicht. Der Mix lässt einen an schwitzige Clubnächte erinnern, die in den letzten beiden Jahren etwas rar gestreut waren. So holt man sich mit dieser Kassette genau dieses Gefühl nach Hause und schmeißt einfach seine eigene Party. Das Mixtape macht so viel Spaß, dass man es immer wieder hören möchte. Verpackt in einem Tape Echo gewohnt stylischen Artwork, kommt das Tape streng limitiert (auf 50 Stück!) und ist an der Quelle natürlich längst ausverkauft. Überraschenderweise habe ich welche auf hhv.de gefunden. Ihr solltet euch also ranhalten 😉

 

Die stilprägende Compilation Now Thing kam im Jahre 2001 auf dem legendären Label Mo Wax heraus und präsentierte Dancehall Riddims, die eine  ganze Generation an (Dancehall) Produzenten nachhaltig beeinflusste. Nun kann man die Wirkung von Dancehall in aktueller Pop Musik, Rap und R&B kaum noch leugnen. Meine präferierenden Stile sind das freilich nicht. Die Entwicklung von Dancehall in Richtungen wie es Leute wie Equiknoxx oder Duppy Gun treiben, finde ich trotzdem sehr interessant und inspirierend. So komme ich am aktuellen Dancehall Check auf Now Thing Volume 2 nicht vorbei. Verantwortlich für die Compilation zeigen sich dieselben Leute wie auf Volume 1. So werden hier ältere und neuere Riddims von Legenden wie Steely & Clevie, Dave Kelly oder Ward 21 neben mir unbekannteren Produzenten gestellt. Dabei entsteht eine illustre und teils obskure Ansammlung instrumentaler Tanzmusik, die sehr vielseitig daher kommt. Auf insgesamt 16 Tracks könnt ihr euch auf Now Thing ‘ne ordentliche Portion Dancehall abholen. Zu meinen persönlichen Highlights zählen Bobby Konders Lickshot Rewind mit seinen Acideinwürfen und treibenden Rhythmus,  Donovan Germains spannendes Aaliyah Rework oder auch Dave Kellys Heartattack. Now Thing Volume 2 ist auf Felix Halls Chrome Label erschienen und kann auf Vinyl oder Kassette gekauft werden. Ich habe mich für die Tape Version entschieden. Hier könnt ihr garantiert nichts falsch machen. U.a. findet ihr bei hhv noch Kopien. 

Text: Dubby T.

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