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DIY Dub Delay Bauanleitung

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Wenn du wie wir bist, dann magst du weirde Sounds, Bleeps und Bloops und wenn man schon mal mit Dub zu tun hatte, hat man den Begriff Dub Delay wahrscheinlich schon mal gehört. Das sind die spacigen wiederholenden Effektsounds, die man aus Soundsystem Sessions und Mixtapes kennt. Delay- ay- ay- ay.

In letzter Zeit habe ich mich öfter mit Leuten unterhalten, die angefangen haben Dub aufzulegen, sich in die Materie „einzuarbeiten“ und immer wieder kam die folgende Frage in der ein oder anderen Form auf:

Wie baut man sich eigentlich ein Effektgerät, oder irgendein anderes elektronisches Gerät, im DIY-Prinzip selbst?

Ich werde hier versuchen eine kleine Anleitung zusammenzustellen, wie wir uns unsere Dub Sirene gebaut haben. So viel vorweg: Wir haben das große Glück Leute zu kennen, die sich mit der Theorie von Schaltplänen auskennen und uns mit sehr viel Hilfe zur Seite standen.

Wir werden also die offensichtliche Magie, sich überhaupt einen Schaltplan auszudenken, der am Ende Töne ausspuckt oder sie nach Bedarf manipuliert mal außen vor lassen. Ewiger Dank an dieser Stelle an Robert, dass du aus Ideen Realität werden lässt!

Auf die technischen Details wollen wir an dieser Stelle also gar nicht groß eingehen. Das heben wir uns vielleicht für ein anderes Mal. Falls es dich interessiert, gib uns einfach in einem Kommentar Bescheid.

Nun aber zum Prozess des Platinen ätzens.

Step 1: Leiterbahnen mit einem Tintenstrahldrucker auf die rohe Platine drucken/laminieren. Der Rohling, aus dem eine Platine mit Leiterbahnen werden soll, hat zunächst eine durchgehende Kupferoberfläche. Damit sie am Ende die richtigen Verbindungen aufweist, müssen diese Leiterbahnen (engl. Traces) zunächst in die Oberfläche geätzt werden. Vor dem Ätzen sollte man unbedingt die nötigen Sicherheitsvorkehrungen, wie Schutzbrille, Schürze und säurefeste Handschuhe parat haben und diese auch nutzen.

Man kann natürlich auch den einfachen Weg gehen und sich eine Platine in kleiner Stückzahl anfertigen lassen. Das ist mittlerweile für einen erschwinglichen Preis machbar (Wartezeit ca. 6-8 Wochen), aber das war uns noch nicht DIY genug 😉 Außerdem wollten wir nicht so lange auf einen Prototypen warten, um zu testen, ob der Schaltplan wirklich das tut was wir wollen.

Step 2: Ätzbad (Sicherheitsvorkehrungen treffen! Säurefeste Handschuhe, Schürze, Schutzbrille etc.)

Im Bild kann man bereits die Traces/Leiterbahnen auf der Platine erkennen. Das Bad benötigt eine bestimmte Temperatur (40-45°C) damit die Chemikalien anfangen zu wirken. Ebenso wichtig ist die Zeit, die sich die Platine im Ätzbad befindet. Zu kurz und es bleiben Rückstände, die zu Kurzschlüssen führen können. Trust me. Been there. Die Fehlersuche ist kein Spaß. Da reicht eine haarfeine Brücke, die man nur unter der Lupe erkennt. Zu lange und man hat eine Platine ohne Leiterbahnen.

Welche Chemikalien haben wir für das Ätzbad genutzt? Es gibt zwei Möglichkeiten. Eigentlich sind es drei, aber die dritte lassen wir weg, nicht dass hier jemand auf dumme Gedanken kommt und die Menschen in Grün anklopfen 😉

Möglichkeit 1: Eisen-3-Chlorid. Vorteile: Funktioniert bei Raumtemperatur, Nachteile: es ist eine braune Flüssigkeit, da die Platine auch bräunlich ist, sieht man nicht, was im Bad passiert.

Möglichkeit 2: Natriumpersulfat. Na2S2O8 ist eine farblose Flüssigkeit, die immer blauer wird, je mehr Kupfer sich in Lösung befindet (siehe die leicht blaue Färbung im Bild oben). Da die Platine mit Kupfer beschichtet ist, kann man also schön anhand der Farbveränderung die Potenz des Ätzbads feststellen. Der Nachteil bei dieser Methode ist, dass man einen geringen Temperaturarbeitsbereich zwischen 40 und 45°C hat. Zu niedrig und es gibt keine Ätzwirkung, zu hoch und das Natriumpersulfat zerfällt zu Natriumsulfat und wird für unsere Zwecke unwirksam. Ebenso muss die Lösung ständig durchgemischt werden, was bei einer stark ätzenden Flüssigkeit, wie Na2S2O8, eine potentielle Verätzungsgefahr mit sich bringt, auch durch Nebelbildung über der Ätzlösung. Stichwort Sicherheit. Nase raus da! Niemand möchte mit einer Verätzung ins Krankenhaus müssen.

Step 3: Löcher für THT-Bauteile (through-hole technology) bohren. Für 300-400 Löcher braucht man länger als man denkt.

Step4: Kanten schneiden und entgraten. Die Platinen sind sch… hart!

Step 5: Bestückungsvorbereitung. Es ist super hilfreich, wenn man sich die Bauteile geordnet zurechtlegt. Weniger Verwechslung von Bauteilen und deren Werten und dadurch weniger Kaboom und so.

Step 6: Bauteile auflöten. THT-Bauteile auf der einen und SMT-Bauteile auf der anderen Seite.

Step 7: Verkabeln und Platine ins 19-Zoll-Rack montieren. Beziehungsweise andersrum. Ist einfacher.

Feddich is der Lack und die Sirene hat ein Delay.

Text: Ju Lion

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